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meet the crafter – catinka hinkebein

Meet The Crafter geht in die nächste Runde. Heute stelle ich euch Catrin alias Catinka Hinkebein vor, dessen Shopname ich schon so toll finde weil er so herrlich schräg ist und ich sofort wissen möchte was sich dahinter verbirgt. In Catrins Shop findet man das kleine Stoffpüppchen Fräulein Hinkebein und viele ihrer Freunde und Verehrer die alle in liebevoller Handarbeit gefertigt wurden. Sie tragen die coolsten Retro-Oufits und sehen alle unterschiedlich aus, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Jede Puppe für sich ist ganz individuell und ein Einzelstück. Ich finde sie einfach zauberhaft – und es gibt auch Puppen für Jungs, das finde ich grandios!

Catrin ist übrigens 33 Jahre alt, hauptberuflich Heilerziehungspflegerin und Mutter eines einundhalbjährigen Sohnes und wohnt in Berlin Kreuzberg von wo aus sie in ihrer kleinen Küchen-Werkstatt ihre Puppen anfertigt. Ich war wie immer neugierig, wie es dazu gekommen ist…

Liebe Catrin,

Dein Hobby zum Beruf. Wie kam es dazu? Was hat dich dazu inspiriert? Wie hast du angefangen?
Leider ist mein Hobby noch nicht mein Beruf, aber das wäre ein großer Traum von mir. Genäht habe ich schon sehr früh. In meiner Familie wurde schon immer genäht, meine Uroma hatte eine eigene Schneiderei und meine Oma hat mir das Nähen beigebracht. Das erste Mal saß ich auf ihrem Schoss an einer Nähmaschine, sie trat das Pedal und ich führte den Stoff. Mit den alten Tretnähmaschinen bin ich damals überhaupt nicht gut klar gekommen, ich nähte lieber alles mit der Hand. Die Maschine ratterte mir viel zu schnell: Führte ich die Nadel, wusste ich wenigstens wohin die Nadel ging. So nähte ich jahrelang nur mit Nadel und Faden. Ich nähte mir, was man als Teenager so näht, hauptsächlich Taschen. Aber ich nähte mir auch meine Klamotten um oder verzierte sie. 
Wann ich meine erste Puppe nähte, weiß ich gar nicht mehr,aber ich hatte irgendwann Lust bekommen, etwas 3-Dimensionales zu nähen. Eine Puppe lag da am nächsten. Ich überlegte mir, dass man Puppen nähen müsste, die fernab von Barbie und Co. absolut nicht irgendeinem Schönheitsideal entsprechen. Meine ersten Puppen hatten dicke Hintern, unterschiedlich große Brüste oder viel zu breite Hüften. 
So ein Wesen aus Stoff zu schaffen, das machte mir unheimlich Spaß und so nähte ich Puppen über Puppen, hatte aber keine Verwendung dafür. Und sie sahen damals auch noch ziemlich stümperhaft aus. Ich nähte sie ja auch alle noch mit der Hand. 
Ein Freund fragte mich dann eines Tages, ob ich nicht für seine Nichte eine richtige Puppe, also eine für Kinder nähen könnte. Und das war dann sozusagen der Prototyp von Fräulein Hinkebein. Da diese Puppe so gut ankam und ich weitere Puppen verkaufen wollte, begann ich mich noch einmal an die Nähmaschine heranzutrauen und brachte mir letztendlich dort das Nähen selbst bei. Heutzutage möchte ich auf meine Nähmaschine absolut nicht mehr verzichten.
Wo verkaufst du deine Produkte? Gibt es einen Verkauf der dir bis heute in Erinnerung blieb weil er vielleicht eine interessante Geschichte erzählt oder amüsant war?
Bei Dawanda, Etsy – international, auf Märkten und evtl. bald auch auf „it-Baby“. 
Zu Beginn waren meine Puppen alle verträumt, also sie hatten geschlossenen Augen. Eine Kundin bat mich irgendwann, ihr eine Puppe mit geöffneten Augen zu nähen. Seitdem gibt es auch aufgeweckte Catinka Hinkebein-Puppen.
 

Mit welchen Materialien arbeitest du am Liebsten? Was sind deine Craft-Must-Haves?

Ich nähe meine Puppen aus Baumwollstoffen und Wollfilz. Beide Materialien sind super geeignet. Baumwolle, weil es nicht so dehnbar ist wie Jersey und die Puppe dadurch schön in Form bleibt. Wollfilz, weil er sich für Haare und Schuhe optimal eignet.
 

Wo stellst du deine Produkte her? Hast du ein festes Arbeitszimmer oder eher ad-hoc? Wie ist es eingerichtet? Wie bewahrst du deine Utensilien auf? Hast du dazu einen besonderen Tipp? (falls du ein Foto von deinem Arbeitszimmer hast würde ich mich freuen!)

Meine Werkstatt ist meine Küche zu Hause. Meine Nähmaschine steht auf Omas altem Nähschränkchen, meine Stoffe habe ich in alten Weinkisten, die als Regale an der Wand hängen. Unverzichtbar ist der Garnrollenhalter, den mein Schwiegerpapa mir selbst gebaut hat, und ohne den ich ein ständiges Bindfadenchaos hätte.

Was ist dein Lieblingsprodukt aus deinem Shop und warum? Welches Produkt mögen deine Kunden am Liebsten?

Ich selber habe kein direktes Lieblingsprodukt, zeitweilig präferiere ich eine Puppe ganz besonders, weil ich an ihr etwas Neues ausprobiert habe, oder mir das Gesicht besonders gut gelungen ist. Aber das wechselt auch schnell wieder.
Meine Kunden kaufen hauptsächlich die aufgeweckten Frl. Hinkebeins, also mit offenen Augen. 

Was würdest du Menschen raten, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, ihr Hobby/ihr Talent zum Beruf zu machen? Gab es für dich Stolperfallen/Hindernisse? Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen?

Da auch das mein unerfüllter Traum ist, kann ich leider keine Tipps geben. Aber ich denke, die wichtigsten Voraussetzungen, die man mitbringen sollte, sind unendliche Freude am Tun, grenzenlose Fantasie und Kreativität, Zeit und Geduld. Und im Idealfall auch ein finanzielles Polster, das einem über die Runden hilft, wenns mal nicht so gut läuft mit den Verkäufen. Zeit und Startkapital sind meine absoluten Mängel. 
Ein großes Problem sehe ich auch darin dass viele Menschen nicht den Wert von Handarbeit schätzen bzw. bezahlen wollen oder können. Durch massenhafte Billigproduktion ist das Verständnis dafür, wieviel Zeit und auch Geld in handgefertigten Produkten steckt, verloren gegangen.

Was ist das Schönste an deiner Arbeit?

Ich liebe es, an der Nähmaschine zu sitzen und gedankliche Vorstellungen in Stoff umzusetzen. Dann komme ich so richtig in den flow. Alles um mich herum wird unwichtig, die Zeit vergeht wie im Fluge ohne dass man es bemerkt. Und das schönste ist, dass am Ende immer ein fertiges, greifbares Produkt herauskommt. Nähen hat für mich absoluten Suchtcharakter.

Was würdest du gerne noch machen? Wo siehst du dein Geschäft in 5 Jahren? Was sind deine Träume?

Mein Traum ist es natürlich, irgendwann einmal nur durchs Nähen meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Vielleicht ist das sogar in 5 Jahren schon Wirklichkeit. Auf jeden Fall werde ich bis dahin jede Menge neuer Puppen genäht haben und da freue ich mich schon riesig drauf. Ich habe vor, demnächst auch ausziehbare Puppen mit toller Garderobe zu nähen und in meinen Shop zu stellen.
Vielen Dank liebe Catinka für das wunderbare Interview, ich wünsche dir ganz viel Erfolg weiterhin!
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Habt ihr auch Lust bei Meet The Crafter dabei zu sein? Möchtet ihr vielleicht, dass ich euren Shop vorstelle? Dann meldet euch gerne hier per Kommentar!

 xoxo

Eure Andrea


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